Patin Eilika über ihr Patenamt:
„Es dauert keine Viertelstunde, bis ich überzeugt davon bin, das Richtige zu tun. Zuvor war ich einige Monate lang um das Thema einer Patenschaft herumgeeiert. Einerseits wollte ich gerne helfen, andererseits gingen mir viele Fragen durch den Kopf, die mich zunächst davon abhielten. Würde ich genug Zeit für die Aufgaben haben, die die Patenschaft mit sich brachte? Auf was für Menschen würde ich stoßen? Was würde passieren, wenn es unsympathische, vielleicht sogar aufdringliche Menschen wären? Ich stellte mir vor, viele Stunden mit ihnen bei irgendwelchen Behörden herumsitzen zu müssen. Oder vielleicht auf Leute zu stoßen, die jeden zweiten Tag abends unangemeldet vor meiner Tür stünden, um für irgendetwas um Hilfe zu bitten. Um es vorweg zu nehmen: Nichts davon ist eingetreten.
Nachdem ich meine Bereitschaft für ein Patenamt beim Willkommenskreis angemeldet hatte, sitze ich keine Woche später gespannt in der Wohnung einer sechsköpfigen syrischen Familie. Sie sind erst seit Kurzem in Deutschland und einer Wohnung in Diez zugewiesen worden. Christiane, die „Patenmutter“ des Willkommenskreises, unterstützt mich bei meinem ersten Gang und geht mit der Familie die wichtigsten Punkte durch, die zu erledigen sind. Zum Glück – ich hätte bestimmt nicht an alles gedacht. So bin ich auch sehr überrascht, als sie die Familie fragt, ob die Kinder in die Schule gehen wollen. Noch überraschender ist für mich allerdings die Reaktion der Kinder, die zwischen 11 und 15 Jahren alt sind: vier leuchtende Augenpaare strahlen uns an und wir erhalten ein freudiges „Ja“ als Antwort.
Inzwischen begleite ich die Familie schon ein halbes Jahr und bin selbst erstaunt, wie sehr sie alle mir in der kurzen Zeit ans Herz gewachsen sind. Auch wenn der Papierkram manchmal lästig werden kann, ist es immer lustig, wenn wir uns treffen. Unser Verhältnis ist von großer Herzlichkeit geprägt. Es ist eine Freude zu sehen, mit welcher Begeisterung sie sich auf das Deutschlernen stürzen und wie integrationswillig sie sind. Sie sind sehr gastfreundlich und dankbar über die Hilfe, die ihnen zu Teil wird. Außerdem öffnet mir der Kontakt mit ihnen die Augen, wie gut es uns geht, dass wir in unserem Land in Frieden und Sicherheit leben dürfen. Darum möchte ich den Kontakt nicht mehr missen und freue mich auf jedes Zusammensein.“
(Eilika aus Diez)
Und das sagt die Patenfamilie:
„Wir freuen uns, dass Deutschland uns willkommen geheißen und uns Asyl gewährt hat. Viele Menschen helfen uns, das ist sehr schön. Es ist wunderbar, dass wir hier so schnell zur Schule gehen durften. Wir lieben die Deutschen dafür, und vor allem Eilika und ihre Familie. Eilika ist eine fantastische Frau. Wir lachen viel zusammen und Eilikas Kinder spielen mit unseren Kindern. Wir sind sehr dankbar für die Hilfe aller Deutschen und freuen uns auf den Tag, an dem wir Arbeit finden und etwas davon an Deutschland zurückgeben können. Vielleicht können wir dann dazu beitragen, Deutschland voranzubringen. Viele Grüße an alle Deutschen!“
(Ahmad, Aziza, Ola, Afraa, Odai und Marwan aus Syrien)
